Wildes Baden

Da der Bevölkerung der Wunsch auf mehr Freizügigkeit verwehrt blieb, versuchte sie sich selbst Abhilfe zu schaffen. Das „wilde Baden“ an der Dreisam, obschon lange polizeilich verboten, wurde immer populärer. 1929 wurden über 4000 Besucher entlang der Dreisam gezählt. Der starke Druck brachte jedoch auch Unannehmlichkeiten mit sich. So wurde immer wieder die Grasssohle am Ufer der Dreisam beschädigt, um damit kleine Staudämme in dem recht flachen Gewässer zu errichten. Landwirte beklagten sich über die ausgefallene Heuernte, da die Wiesen entlang des Flusses durch die vielen Besucher zerstört wurden. Auch beschwerte sich der „Diözesanausschuss zur Förderung der öffentlichen Sittlichkeit“ über die allzu knappe Bekleidung einzelner Badegäste.

Die Stadtverwaltung sah sich allerdings nicht in der Lage, wirksam gegen diese Missstände vorzugehen. Überlegungen, stellenweise öffentliche Badestellen auszurufen, wurden immer wieder verworfen, auf Grund von aufwendig einzurichtenden Umkleidekabinen und Aborten.

Stadtisches Tiefbauamt an den Stadtrat
1908

Das Baden in der Dreisam betreffend.

" Dreisamabwärts dürfte es sich empfehlen unterhalb der Güterbahn etwa bei A eine Ankleidegelegenheit zu schaffen, in dem man zwischen zwei Bäumen daselbst eine Bank anbringt und dahinter eine Dielenwand mit Nägeln zum Aufhängen der Kleider und vorstehendem Dach."

Stattdessen wurde das Baden ab1932 überhaupt nicht mehr toleriert und auf das mittlerweile erweiterte Faulerbad hingewiesen, in dem drei Nachmittage die Woche versuchsweise ein Gemeinschaftsbad eingerichtet wurde. Kurz darauf wurde auch das Herrenbad im Lorettobad als Familienbad angepriesen. Durch hohen Eintrittspreise sowie hohe Erwerbslosigkeit wurde dieses Angebot jedoch nur spärlich angenommen. Der Wildbadebetrieb fand nun eben stadtauswärts statt, ganz zum Argwohn der angrenzenden Gemeinden.

Dem immer stärkeren Druck nach einem Familienbad wird erst unter den Nationalsozialisten 1934 nachgegeben. Das Strandbad wird gebaut. Neben dem Freizeitbaden besonders an heißen Sommertagen wird hier mit einer 50 Meter Bahn der Schwimmsport stark gefördert, es kommt häufig zu Wettkämpfen zwischen verschiedenen Vereinen, auch aus Nachbarländern.
Mit der Errichtung des Strandbades schien sich auch die Wildbadeproblematik zu entspannen.

1935 fällt das bereits in den 20er Jahren errichtete Freibad St. Georgen unter die Obhut von Freiburg. 1938 wird das Marienbad erweitert und erhält ein zweites, größeres Becken. Das kleinere Becken wird einige Jahre später während des zweiten Weltkriegs überwiegend von Soldaten benutzt.

In der Bombennacht 1944 wurde das Faulerbad durch einen Volltreffer stark beschädigt.
Der Betrieb ging jedoch nach dem Krieg weiter. Das Bad fällt dann jedoch 1972 dem Bau des Autobahnzubringers Mitte zum Opfer und das Kaltwasserbad wird geschlossen. Wenige Jahre später wird auch das Marienbad, nach dem es kaum noch tragbar war, geschlossen. Heute kann noch die kleine Halle im Jugendstil bestaunt werden, allerdings in einer etwas anderen Atmosphäre. In das Schwimmbad zog anschließend ein Theaterensemble ein.